Gemeinschaftsschulen
Zum Schuljahr 2012/2013 wird es in Baden-Württemberg neben den bestehenden eine neue Schulart geben. An 42 Standorten wird es Gemeinschaftsschulen (GMS) geben. In diesen Schulen lernen alle Schülerinnen und Schüler länger gemeinsam und werden individuell hinsichtlich ihrer mitgebrachten Voraussetzungen begleitet. Jeder soll seine Kompetenzen dort weiterentwickeln können, wo er gerade steht. Erst, wenn etwas beherrscht wird, kann der nächste Schritt erfolgen. Damit ist ein nachhaltiges Lernen angelegt, das auf Vernetzung, Anwendungsorientierung und Kompetenzen abzielt.
Grundlage dafür ist die Einsicht, dass jedes Kind verschieden ist und verschieden lernt – eine biblische Einsicht, die schon im
1. Korintherbrief Kapitel 12 begegnet. Diese Verschiedenheit ist aber kein Problem, das um der Schule willen abgeschliffen werden muss, sondern die Schule will sich auf die einzelnen Kinder einlassen, um mit ihnen individuelle Lernbiographien zu gestalten. Das bedeutet, dass nicht jeder Schüler zur selben Zeit dasselbe lernt, sondern im Gegenteil jeder immer wieder seine eigenen Lernjobs bearbeitet. Neben dem großen Anteil an individueller Lernzeit, bei der die Schüler ihren Lernfortschritt vorantreiben, geht es aber auch darum, dass jeder mit seiner Verschiedenheit die Gemeinschaft bereichern kann. Jeder kann etwas und kann daran die anderen teilhaben lassen. Deshalb hat in der Gemeinschaftsschule auch das kooperative Lernen seinen festen Platz. Dafür gibt es vormittags und nachmittags Zeit, denn Gemeinschaftsschulen sind immer gebundene Ganztagsschulen.
In der neuen Schulart ist jeder willkommen, um seine Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erweitern und einzubringen. Deshalb ist die GMS eine inklusive Schule, also ein Ort, an dem Kinder mit und ohne Behinderung zusammen leben und lernen. Damit verändert sich auch das Lehrerbild. Als Lerncoaches begleiten Lehrer jedes einzelne Kind auf seinem Lern- und Lebensweg durch die Schule. Die GMS ist eine Schule, in der Beziehungen initiiert und gepflegt werden, nicht nur innerhalb sondern auch außerhalb der Schule mit allen, die am Aufwachsen der Kinder und Jugendlichen beteiligt sind, wie Vereine, Kirchen, Diakonie, Caritas und Jugendarbeit, die mit ihren Angeboten innerhalb der Ganztagsschule Mitbegleiter der Kinder werden können und herzlich willkommen sind, denn: „Wer ein Kind erziehen will, braucht ein ganzes Dorf!“
Mathias Kessler
Direktor der Gemeinschaftsschule Bad Urach
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Das Kultusministerium informiert hier über die Grundprinzipien und aktuellen Entwicklungen im Bereich Gemeinschaftsschule.