Lebensnah Kirche sein: Herausforderungen und Chancen, wenn Kirche zur Schule geht
Immer mehr Kirchengemeinden machen sich derzeit auf den Weg, von einer „Komm-her-Kirche“ mit traditionellen Gruppenangeboten im Gemeindehaus zu einer „Geh-hin-Kirche“ zu werden, die ihren Sendungsauftrag zu allen Menschen ernst nimmt. Kirche hat die ureigene Aufgabe das Leben der Menschen zu teilen, an den Orten präsent zu sein, an denen Menschen leben, arbeiten, feiern und trauern. Wer sich auf die Suche nach diesen Orten macht, kommt an der Schule nicht vorbei. Sie ist zu einem allgegenwärtigen Lebensort geworden, der die Woche von Montag bis Freitag für immer mehr Kinder und Jugendliche inhaltlich und zeitlich prägt. Gerade Kirche ist in besonderer Weise gefordert, den Lebensraum Schule mitzugestalten, ja mit Leben aus der Kraft des Evangeliums zu füllen.
Dabei hat Kirche die durchaus schwierige Aufgabe, nicht mehr wie bisher von (bestehenden) Strukturen her zu denken, sondern sich (neuen) Inhalten zu stellen. Wenn Kirche den Kairos der gegenwärtigen Zeit nutzen möchte, geht es jetzt darum, Seelsorge nicht (mehr) sozialformorientiert, sondern aufgabenorientiert zu entwerfen. „Wo erreiche ich junge Menschen?“ und „Was kann ich dir tun?“ lauten die Fragen, wenn es um Schüler, Lehrer, Eltern und andere am Schulleben beteiligte Personen geht. Dabei kann sich Kirche den Menschen in der Schule nur vorbehaltlos zuwenden. Rekrutierungsabsichten sind die falsche Motivation.
Wo der Wille für eine Zusammenarbeit von Kirche und Schule da ist, stellt sich meist die Frage, wie dies gehen kann. Folgende drei Modelle beschreiben, wie die Zusammenarbeit von Kirche und Schule gesehen und gelebt werden kann.
Modell Kooperation
Engagement der Kirche als fester Teil des Sozialraums Schule
- Übernahme von sozialen und kulturellen Angeboten für Schule, z.B. Jugendbegleiterangebote, AGs, Schülermentoren, …
Modell Zwischenräume
Bearbeitung des Themas Schule und Bildung in nichtschulischen Bezügen und Einrichtungen
- Punktuelle und Projekt-Kooperation
- Schulnahe Aufenthaltsorte (Schülercafé, Jugendzentrum)
- Arbeit in Bildungshäusern (Tage der Orientierung, Schulungen, …)
Modell Konkurrenz
- Jugend(verbands)arbeit wird als „Gegenwelt“ zur schulischen Situation und Erfahrung gesehen
- Schule übernimmt Bildungsmodi der Jugendarbeit
- Zeitliche Ausweitung der Schule wirkt sich auf die Möglichkeiten der kirchlichen Jugendarbeit im Nachmittagsbereich aus
Quelle
Hans Hobelsberger, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Vortrag „Kirche in der Schule und künftige (jugend)pastorale Orte – Pastoraltheologische Reflexionen“ bei der Jugendseelsorgetagung 2012 der Diözese Rottenburg-Stuttgart