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Veränderungen in der Schullandschaft

Die letzten Jahre waren geprägt von massiven Veränderungen im Schulsystem in Baden-Württemberg – anders gesagt: Wer vor zwanzig Jahren zur Schule ging, wird sich wundern, wie vieles heute anders ist.

Seit der Bildungsplanreform 2004 werden nicht mehr Inhalte für den Unterricht definiert, sondern die Kenntnisse und Kompetenzen, die jeder Schüler zu einem bestimmten Zeitpunkt erworben haben soll (von der Input- zur Outputsteuerung).
Der Bildungsplan als Kerncurriculum bestimmt nur noch zwei Drittel des Unterrichts, das letzte Drittel wird durch ein Schulcurriculum ergänzt. So haben die Schulen die Möglichkeit den Unterricht nach ihren Bedürfnissen und an den Problemlagen und der Situation der Schülerinnen und Schüler orientiert zu gestalten. Das gibt die Möglichkeit, lokale Gegebenheiten mehr in den Blick zu nehmen und mit außerschulischen Partnern zu kooperieren. Diese Tendenz dürfte sich in der anstehenden Bildungsplanreform der nächsten Jahre noch verstärken.

Eine weitere entscheidende Entwicklung ist die Einführung der Ganztagsschule. Sie gewährleistet an mindestens drei Tagen pro Woche von 8 Uhr bis 16 Uhr Angebote für Schülerinnen und Schüler. Zudem muss es die Möglichkeit eines Mittagstischs geben. Die Organisation steht in der Verantwortung der Schulleitung. In den Bereichen Förderung, pädagogische Freizeitaktivitäten, Kooperation mit der Jugendhilfe, Vereinen usw. suchen die Schulen oftmals nach Kooperationspartnern wie beispielsweise Sportvereinen – an vielen Stellen wurden gelingende Modelle der Zusammenarbeit auch mit kirchlichen Partnern entwickelt.

Die Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) hat zu einer Verdichtung des Unterrichts – verstärkt auch am Nachmittag – geführt. Dies hat Auswirkungen auf das Freizeit- und Engagementverhalten der Jugendlichen, die nun weniger Zeit zur Teilnahme und Mitarbeit in der Jugendarbeit haben. Mit dem Wechsel der Regierung 2011 kam es zur teilweisen Wiedereinführung von G9 (Gymnasium wieder von Klasse 5 bis 13).
Im Jahr 2010 kam es zur Einführung der Werkrealschule. Dies betrifft vor allem zweizügige Hauptschulen, die nun eng mit beruflichen Schulen kooperieren. Das Ziel ist hier der Erhalt eines wohnortnahen, differenzierten und qualitätsvollen Bildungsangebots. Die neueste Entwicklung ist die Einführung der Gemeinschaftsschulen ab dem Schuljahr 2012/13 (vgl. hierzu auch den Artikel auf S. 13).
Da seit dem Schuljahr 2011/12 die Grundschulempfehlung keinen verbindlichen Charakter mehr hat, kann derzeit nicht abgesehen werden, wie sich die Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen entwickeln werden. Die geringeren Anmeldezahlen an Haupt- und Werkrealschulen gefährden an einigen Standorten deren Existenz.

Eine pädagogisch weitreichende Herausforderung für die Schulen stellt sich durch die gemeinsame Bildung von Kindern mit und ohne Behinderung. Die Entwicklung inklusiver Bildungsangebote wird in den nächsten Jahren vielfältige Chancen und Herausforderungen mit sich bringen.

Mit der Einrichtung von Bildungsregionen ist der Aufbau regionaler Bildungslandschaften zur Unterstützung der Schulen vorgesehen. Die schulische Qualitätsentwicklung soll regional eingebettet und schulartübergreifend vernetzt werden. Im Zentrum steht dabei die kontinuierliche Weiterentwicklung der Unterrichtsqualität.

weitere Informationen

Die Bildungspläne stehen unter www.bildung-staerkt-menschen.de online zur Verfügung.

Die gemeinsame Erklärung der Evangelischen und Katholischen Kirche mit dem Württembergischen Landessportbund zum Thema Ganztagsschule vom 18.02.2011 kann hier nachgelesen werden.