Religionsunterricht im Beziehungsfeld
Kirche – Jugendarbeit – Schule
Ausgelöst durch die internationalen Vergleichstests kam es in den vergangenen Jahren zu einem Paradigmenwechsel in der Frage nach der schulischen Qualität. Von dieser Entwicklung ist der Religionsunterricht nicht ausgenommen. Ebenso wie alle anderen Fächer hat auch das Fach Religion seinen Beitrag zum Erwerb der verschiedenen geforderten Kompetenzen (Fachkompetenz, Methodenkompetenz sowie personale und soziale Kompetenzen) zu leisten. Was die Fachkompetenz betrifft, so liegen den zu erreichenden Bildungsstandards verschiedene Dimensionen zugrunde, die vom Menschsein in der Welt über Bibel, Jesus Christus und der Frage nach Gott hin zu Kirchen und Religionen führen.
Darüber hinaus liegt ein Schwerpunkt darin, die Schülerinnen und Schüler im Bereich der religiösen Kompetenzen zu fördern. Für viele Jugendliche ist der Religionsunterricht häufig die letzte Brücke zur Kirche. So gilt es, den Brückenschlag zur Kirche bzw. zu den Kirchengemeinden herzustellen oder aufrecht zu erhalten, ohne dabei den Schülerinnen und Schülern eine weitere Form von „Kirche“ aufzuzwingen. Als Ansatzpunkte dafür bieten sich an:
- Kirchenraumerkundungen oder Friedhofsbesuche (in Zusammenarbeit mit dem Pfarrer)
- Thematische Begleitung der Konfirmandenarbeit bzw. Firmvorbereitung im Religionsunterricht
- Engagierte Mitglieder der Kirchengemeinde werden in den Unterricht eingeladen zu Themen wie Hospizarbeit, Fairer Handel, ehrenamtliches
- Engagement in den Altenheimen usw.
- Punktuelle Einladung des Gemeindepfarrers zu einem schuleigenen Schülergottesdienst
- Pausenverkauf von fair gehandelten Waren über den Weltladen, der von der Kirchengemeinde unterstützt wird
- Durchführung von Tagen der Orientierung (vgl. S. 28)
- Projekttage oder Sozialpraktika in Kooperation mit kirchlichen Mitarbeitern oder ehrenamtlich engagierten Mitgliedern
- Hilfreich könnte in diesem Zusammenhang sein, wenn die Kirchengemeinde in regelmäßigen Abständen einen Religionslehrertag durchführt, bei dem ein Austausch über Möglichkeiten der Vernetzung und gegenseitigen Unterstützung stattfindet
Dabei soll es nicht darum gehen die „Kirche“ in die Schule zu holen, sondern jungen Menschen Wege aufzuzeigen, wie sie eine Kirche erfahren können, die über den Gottesdienstbesuch hinausgeht.
Rudolf Kromer, Dipl.-Theol., Beauftragter für Schulpastoral,
Bad Mergentheim (Lehrer im kirchlichen Dienst)